Das verlassene Sanatorium

Am Berghang oberhalb Quinto, tauchen durch den Nebel die Umrisse eines im Jugendstil gehaltenen altehrwürdigen Gebäude auf. Auf knapp 1200 Metern über dem Meer befindet sich das Sanatorio San Gottardo. Das ehemalige Sanatorium steht seit den Sechzigern leer. Fünf Stockwerke. 76 Krankenzimmer. Gezeichnet durch morbide Materialien und Vandalismus. Die meisten Wände sind versprüht, das Inventar bis auf wenige Radiatoren und Lavabos geplündert und der Müll liegt fast überall. Eigentlich ist das Betreten der Ruine untersagt. Ein kleines Schild an der Ecke des Hauses weist auf Italienisch darauf hin. Türen sind mit Schlössern verriegelt und Fenster mit Holzbretter verbarrikadiert. Dies schreckt jedoch nur die wenigsten Leute ab, welche den Spuren der Vergangenheit folgen wollen.

Eine Krankheit breitete sich aus

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts starb jeder vierte Tessiner an Tuberkulose. Schlechte medizinische Versorgung und rasches Bevölkerungswachstum unter Bedingungen von Armut, Krieg und Migration förderten die Ausbreitung von Tuberkulose – einer bakteriellen Infektionskrankheit.
In dieser Zeit wurden europaweit viele Sanatorien gebaut. Man erstrebte durch den Mix von Kuren, Behandlungen und Erholung, die Heilung verschiedenster Krankheitsbilder und Süchten. Darunter Alkoholismus, Hysterie, Masturbation und eben auch Tuberkulose. Doktor Fabrizzio Maffi (1868 – 1955) legte im Sommer 1905 den Grundstein für das Sanatorium zur Behandlung von Tuberkulose am südlichen Fusse des Gotthardmassivs.

Militärische Nutzung

Zur Zeit des ersten Weltkrieges unterhielt der Bund im Sanatorio San Gottardo ein Militär- Sanatorium für einen beschränkten Zeitraum. Knapp dreissig Jahre nach dem Bau kamen diverse Erweiterungen wie die doppelstöckigen, markant geschwungenen Liegehallen dazu.
Tuberkulose aber degenerierte mit der Zeit von der Volkskrankheit zur Rarität.
So schloss das Sanatorium 1961 seine Türen und wurde seinem Schicksal überlassen.

Dämonische Experimente

Mit der Schliessung zogen die Gruselgeschichten ein. Gerüchte besagen, dass ein Arzt dämonische Experimente an Patienten durchgeführt haben soll. Diese armen Seelen sollen noch bis heute, in den düsteren Wänden des Gebäudes herumschwirren. Von paranormalen Aktivitäten berichtete auch ein Mann, als dieser eines Nachts den verlassenen Ort besuchen wollte. Auf der schmalen Strasse direkt vor den Eingangspforten, wurde sein Auto auf unerklärlicherweise quer gestellt.
Diese Schaudergeschichten, sowie die spezielle eindrückliche Atmosphäre, welche in den Ruinen herrscht, werden noch viele Leute in ihren Bann ziehen. So lebt das Sanatorium in Geschichten und Bildern weiter.